Anforderungen an die Supply-Chain von morgen

Anforderungen an die Supply-Chain von morgen

Wenn der Kunde bestellt, muss alles wie am Schnürchen klappen. Wobei der Begriff Schnürchen stark untertrieben ist angesichts der Prozessmaschinerie, welche durch die Kundenbestellung in Bewegung gesetzt wird. Aus der Schnur wird rasch eine globale Wertschöpfungskette. Dieses Supply Chain Management (SCM) gehört aufgrund der damit verbundenen Komplexität und Dynamik zu den betrieblichen Königsdisziplinen. Mit Industrie 4.0 und dem Internet der Dinge steigen die Anforderungen weiter.

Zunehmende Globalisierung

Anders als eine rein logistische Betrachtungsweise erstreckt sich das Supply-Chain-Denken weit über die Unternehmensgrenzen hinaus. Dabei werden nicht nur verschiedene Bereiche innerhalb des Unternehmens berücksichtigt, sondern auch externen Teile der «Versorgungskette» wie Auftraggeber bzw. allfällige Endkunden sowie Lieferanten und ggf. weitere Unterlieferanten. Im Rahmen der zunehmenden Globalisierung, des steigenden Kostendrucks und des permanenten Wachstumsstrebens kommt es dabei zu einer starken Fokussierung auf Kernkompetenzen (man macht nur noch, was man kann und was sich lohnt). Diese geht einher mit einer Verflachung der Wertschöpfungsstufen und einer Internationalisierung der Supply Chain. Kurz, immer mehr Lieferanten und Kunden sind an immer mehr Standorten involviert.

Intelligente Vernetzung

Doch es kommt noch besser bzw. komplexer. Mit dem Thema Industrie 4.0 steigt die intelligente Vernetzung von Produkten, Fertigungsprozessen und den damit verbundenen Wertschöpfungsketten sprunghaft an. Intelligent insofern, dass «Dinge» (und indirekt auch Prozesse) plötzlich anfangen mitzudenken. Smart Devices sind in der Lage, Informationen über sich und ihr Umfeld zu er- und übermitteln. Sie können damit nicht nur Teilprozesse wie Nachbestellungen, Transportaufträge etc. initiieren, sondern diese aufgrund ihrer Lernfähigkeit auch optimieren. Damit ermöglichen sie völlig neue Formen der Zusammenarbeit, insbesondere im Bereich der Supply Chain. Da Bestand, Verbrauch und Nachschub laufend überwacht und angepasst werden, können klassische SCM-Funktionen wie Planung, Optimierung und Simulation von firmenübergreifenden Lieferketten weitgehend automatisiert und digitalisiert werden.

Technologischer Vorsprung

Was für uns Menschen die sieben Sinne sind, übernehmen bei Maschinen, Waren und Geräten Sensoren, RFID-Chips, Strichcodes usw. Die Auswertung wird von Computern erledigt, welche sich auch um die Steuerung von angeschlossenen Fabrikationsanlagen und Logistikzentren kümmern. Supply Chains in einer globalisierten, hochautomatisierten Welt werden vor allem durch einen Wettbewerbsfaktor bestimmt: Technologie. Smarte Fabriken verlangen nach smarten Supply Chains. Diese beginnen künftig weit ausserhalb des Unternehmens und noch bevor ein Kundenauftrag eingegangen ist. Mittels Datenanalysen – Stichwort Smart Data – wird das Konsumverhalten antizipiert und die Supply Chain entsprechend vorbereitet. 

Digitale Unabhängigkeit

Wolken stehen oft als Sinnbild für grenzenlose Freiheit. Sie kümmern sich nicht um Grenzen und verändern ihre Form je nach Situation. Für das Bereitstellen und die Vernetzung von Services und Daten über das Internet gibt es daher kaum eine treffendere Bezeichnung als Wolke bzw. Cloud. Diese steht stellvertretend für die digitale Unabhängigkeit von Zeit, Ort und Infrastruktur. Dank der Cloud haben sich ganze IT-Systeme sprichwörtlich in Luft aufgelöst. Eine Grundvoraussetzung für die Supply Chain von morgen. Diese benötigt zwingend eine flexible, kostengünstige und schnell verfügbare IT. Schwerfällige On-Premise Systeme sind dazu denkbar ungeeignet.

Agilität und Flexibilität

Grundlage der Zusammenarbeit verschiedener Supply-Chain-Partner bildet ein zentrales System, um Daten zu verarbeiten, aufzubereiten und wieder zur Verfügung zu stellen. Aufgaben, welche bereits heute weitgehend von ERP-Anwendungen übernommen werden. Im Sinne der erwähnten digitalen Unabhängigkeit ist gut vorstellbar, dass dabei in Zukunft zunehmend webbasierte ERP-Systeme zum Einsatz kommen. So kann die digitale Grundlage bei betrieblichen Veränderungen (neue Produktionsstandorte, Angebotsänderungen usw.) schnell und einfach angepasst werden. Die Supply Chain lässt sich dadurch agil und flexibel handhaben, was aufgrund der immer kürzer werdenden Time-to-Market bzw. Time-to-Product wettbewerbsentscheidend sein kann.

Cloud-ERP als Wegbereiter

Die Supply Chain von morgen wird ohne Zweifel stark geprägt sein durch Industrie 4.0-Konzepte. Die Smart Factory wiederum beruht primär auf der intelligenten Vernetzung von Maschinen, Produkten und Menschen. Damit einhergehend wird der Ruf laut nach einer zentralen, flexiblen, orts- und zeitunabhängigen, gemeinsam nutzbaren, offenen und kostengünstigen Datenbasis. Eigenschaften, welche cloudbasierte ERP-Systeme bereits heute erfüllen.